INTERVIEW | WIENER STAATSOPER: WIR vom STEHPLATZ (Löcker)

Von der Oper in den Stephansdom

Die erste Vorstellung, die ich am Stehplatz der Wiener Staatsoper miterlebt habe, war Lohengrin von Richard Wagner im Jahr 2007. Zu dieser Zeit war ich im dritten Studienjahr an der Korea National University of Arts und habe Wien besucht, um am Finale des Belvedere-Wettbewerbs teilzunehem. Der Dirigent der Lohengrin-Aufführung war damals Stefan Soltesz und es haben u.a. Ricarda Merbeth, Ben Heppner und Kwangchul Youn bei dieser Aufführung gesungen. Natürlich hat mich auch das Gebäude beeindruckt: Die Staatsoper ist für jeden Betrachter ein wirklich schönes architektonisches Bauwerk. Später, als ich erfahren habe, dass ich an diesem Ort arbeiten darf, wurde ich stolz auf mich, wenn ich nur das Äußere des Gebäudes erblickte. Als ich dann das Gebäude betrat, fand ich das Innere so beeindruckend, dass ich meinen Mund nicht schließen konnte. Als Koreaner war die Wiener Staatsoper für mich nichts Alltägliches, sondern etwas, das ich nur im Lehrbuch für Musik sehen konnte. Dass ich sie nun tatsächlich mit eigenen Augen betrachten konnte, weckte große emotionale Gefühle in mir. Meiner Meinung nach ist die Wiener Staatsoper für den Besucher, der zum ersten Mal mit der klassischen Musik in Berührung kommt, nicht nur ein Ort, an dem Musik oder eine Aufführung geboten wird, sondern man wird auch vom Gebäude selbst und der Atmosphäre drin berührt. Wenn man die Staatsoper mit anderen Opernhäusern vergleicht, ist die Atmosphäre der Aufführung außergewöhnlich leidenschaftlich und man kann fühlen, dass das Wiener Publikum die klassische Musik wirklich liebt.